Glotzt nicht so romantisch!

provocale und Sabine Wackernagel präsentieren Brecht

„Glotzt nicht so romantisch!“ lässt Brecht den Zuschauern seines Stückes „Trommeln in der Nacht“ zurufen. Der Chor provocale gibt dies nunmehr an sein Publikum weiter und hat es als Titel über sein neues Programm geschrieben. Der Kasseler Chor präsentiert damit ein Konzert, das sich an alle wendet, die sich in der Welt der „alternativen Fakten“ und der vermeintlich einfachen Wahrheiten zur Lösung der Probleme dieser Erde zunehmend unwohl fühlen, denn Brechts Texte erweisen sich als überraschend aktuell.

Musikalisch zeigt sich provocale dabei teils traditionell in Originalfassungen von Brechts Hauskomponisten Hanns Eisler und Kurt Weill, teils in modernen Bearbeitungen ihrer Musik, darunter auch eigene Arrangements von Chorleiterin Martje Grandis. Das birgt Überraschungen, wenn zum Beispiel die bekannten Songs aus der Dreigroschenoper im vierstimmigen Chorsatz erklingen.

Bei einem literarisch geprägten Chorprogramm wie diesem darf eine bewährte Partnerin des Chores nicht fehlen: Sabine Wackernagel interpretiert Brecht auf ihre Art – mit frecher Rezitation, mit unverwechselbarem Sologesang und in gemeinsamen Stücken mit dem Chor. Musikalisch stützen sich Schauspielerin und Chor auf die von beiden vielfach erfolgreich erprobte Klavierbegleitung von Hartmut Schmidt.

Für den 1979 als „DGB-Chor Kassel“ gegründeten Chor provocale ist ein politisch-literarisch geprägtes Programm vertrautes Terrain. Nachdem das Ensemble in den jüngsten Konzerten seine Talente auch in den Genres „Filmmusik“ oder „Pop“ unter Beweis gestellt hat, greift es mit dem politischen Lied hier auf seine Wurzeln zurück. Erwarten darf man von provocale in jedem Fall das, was zu einem seiner Markenzeichen geworden ist: eine bühnengerechte Präsentation.

Uraufführung am 17. und 18. November 2017, 19.30 Uhr, Kassel, Aula der Heinrich-Schütz-Schule.

Musikalische Leitung: Martje Grandis
Klavierbegleitung: Hartmut Schmidt

Abgedreht!

provocale geht ins Kino

Lieder aus Stummfilm(!) bis Fantasymovie präsentiert der Chor provocale in seinem neuen Programm. Bühnengerecht aufgearbeitet, umrahmt und aufgelockert durch kleine Spielszenen, wobei das Publikum mit der einen oder anderen Überraschung rechnen muss. Ein wenig „abgedreht“ eben.

Charlie Chaplin trifft auf Cat Stevens, Ennio Morricone auf Randy Newman, Hanns Eisler auf Cher. Auf der Bühne versammeln sich James Bond, Monty Python, Zauberlehrlinge, Elben und Freiheitskämpfer, alle überzeugt, dass die Nacht nicht allein zum Schlafen da ist und davon die Welt nicht untergehen wird. Berühmte Paare der Filmgeschichte schauen rein oder fahren im zum Leichenwagen umgebauten Jaguar E-Type vor.

Die Uraufführung des Programms fand am 10. Oktober 2014 im Ballsaal des Hotels Reiss in Kassel statt.

Musikalische Leitung: Martje Grandis
Klavierbegleitung: Hartmut Schmidt

Nur wer im Wohlstand lebt …

Sekt oder Selters? Egal, Hauptsache Party und bitte mit Sahne!

provocale lässt die Feiergesellschaft auf-, aber nicht hochleben. Money, Money und tanzsüchtige Vergnügung, Abba und Latin-Rhythmen bieten dauerhaft Keine Heimat. Grönemeyer und die Prinzen, Fettes Brot, die Toten Hosen und nicht zuletzt Brecht setzen da andere Akzente: Vieles entpuppt sich doch als höchst zerbrechlich, Fragile, wie Sting feststellt.

provocale bleibt sich also treu und lässt sich auch in seinem neuem Konzertprogramm in kein musikalisches Schema pressen. Dazu hat der Chor an passender Stelle das eine oder andere ältere Stück aus seinem Repertoire hervor gekramt, Chorleiterin Martje Grandis hat alte und neue Lieder für dieses Konzert bearbeitet und »mit Pfiff« neu arrangiert; Michael Wilke hat mit dem gewohnten kräftigen Schuss Ironie inszeniert und am Klavier begleitet Hartmut Schmidt.

Ansichten eines Barhockers

Der schönste Platz ist nicht immer an der Theke. Wenn die Reisegruppe aus Ostwestfalen in der Hotelbar auf das Managerseminar eines Großkonzerns trifft, prallen Welten aufeinander. Feinster Zwirn und Krachledernes: Ein echter Barhocker muss einiges aushalten. Trost schaffen da allenfalls Träume vom goldenen Sand der Copacabana oder vom Herzilein daheim. In der Nachtbar kommt der Nachbar eventuell so zur Sache, dass Baby zittert, doch dann löscht sie schnell das Licht…
Ob Samba oder Tango, provocale schafft in seinem kleinen Nachtprogramm Atmosphäre, musikalisch versiert vom Jazz bis zur – ja, bis zur Volksmusik und wie immer bühnengerecht inszeniert.

Der Kasseler Chor singt unter der Leitung von Anke Schmidt.
Co-Dirigat und Klavier: Martje Grandis. Regie: Michael Wilke.

Die Uraufführung war am 17. November 2006 in der Kulturfabrik Salzmann, Kassel.

Keiner liebt dich (so) wie so ich

Es ist schon ein Jammer mit der Liebe. Sie könnte so schön sein, wenn Männer und Frauen ein bisschen besser zueinander passen würden. Aber so …?
provocale hat sich unerschrocken dieses vermutlich bedeutendsten Themas der Menschheitsgeschichte angenommen und es mit den anrührendsten, bissigsten, gefühlvollsten und frechsten Liedern aus Pop, Swing, Klassik und Volkslied auf die Bühne gebracht.

Seit 1979 weicht der Chor keinem der brennenden Probleme unserer Gesellschaft aus, wobei sich insbesondere seine letzten überaus erfolgreichen Konzerte „Alles geklaut!“ und „(B)recht so, Eisler!“ (mit Sabine Wackernagel) durch pfiffige Inszenierungen immer mit einem Fuß in der Tür zum Kabarett auszeichneten.

Unter der bewährten musikalischen Leitung von Michael Wilke, Barbara Rosenboom und Jens Oppermann (Klavier). Regie: Michael Wilke.

Die Uraufführung war am 14. März 2003 im Hotel Reiss, Kassel.

(B)recht so, Eisler! – Ein Konzert für zwei Hundertjährige

provocale und Sabine Wackernagel

Zwei Große feiern Geburtstag: Der Dichter und sein Komponist – der Komponist und sein Texter werden 100. Für provocale und Sabine Wackernagel mitnichten ein Anlaß für pathetisch-verklärende Huldigungen. Zwei aufmüpfige politisch inspirierte Jubilare werden auf die Bühne gebracht, wie sie es verdienen: frech und mit der gehörigen Portion Ironie, die der Chor und die Kasseler Schauspielerin in ihren Inszenierungen oft genug unter Beweis gestellt haben.

Bert Brecht hat seinen Platz im Deutschunterricht längst gefunden, und von den Spielplänen der Theater ist er nicht mehr zu verdrängen. Welche Widersprüche provoziert er heute? – Sabine Wackernagel in der Rolle der Theaterkommunistin.

Hanns Eisler, Schüler von Arnold Schönberg und unter anderem Schöpfer großartiger Musiken zu diversen Hollywoodfilmen, ist im Ausland immer noch weitaus bekannter als hier. provocale singt die eindringlichsten seiner über 600 Liedkompositionen.

Die Uraufführung war am 31. Oktober 1998 in der Kulturfabrik Salzmann, Kassel.

Alles geklaut

Alles geklaut – die Taschen leer!? Egal, ein bißchen Spaß muß sein, und provocale bringt ihn auf die Bühne. Alles geklaut – Stütze und Wohngeld gestrichen!? provocale fragt nach, wohin sie gegangen sind. Und provocale bedient sich hemmungslos ganz unterschiedlichster musikalischer Stilrichtungen: Vom swingenden Jazz zum deutschen Schlager, vom provocale Markenzeichen, dem alten und neuen politischen Lied, zur italienischen Oper. Da lugen die Comedian Harmonists ebenso um die Ecke wie Brecht und Eisler sowie einige Prinzen aus dem Traumland.

Also alles geklaut? Mitnichten. Wer provocale kennt, weiß, dass dieser Chor mit seinen 40 Sängerinnen und Sängern längst seinen eigenen Stil entwickelt hat mit bunter Bühnenpräsenz, fein abgestimmter Choreografie und „oft einen Fuß in der Tür zum Kabarett“, wie die HNA treffend feststellte. Dazu kommt der Kasseler Chor mit dem ukrainischen Duo „Retro“ (Ludmilla Stanislawskaja, Klavier und Semon Roubinson, Violine) mit einer herrlich swingenden neuen Instrumentalbegleitung.

Die Uraufführung war am 30. April 1997 im Kulturzentrum „Brotfabrik“, Göttingen.